Publikation in EURO-CIU June 2023
Mütter mit Kindern oder ganze Familien verlassen ihr Heimatland aus ganz unterschiedlichen Gründen. Einige, weil sie auf ein besseres Leben hoffen, andere, weil sie vor Repressionen oder sogar Krieg fliehen. Was sie alle gemeinsam haben, ist eine mehr oder weniger lange Phase des Fremdseins im neuen Land.
Ein mangelndes Wissen über die Sprache des neuen „Heimatlandes“ erschwert die Integration.
Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten und der zuständigen Unterstützungsinstitutionen wirkt sich besonders negativ aus, wenn Hilfe für Kinder mit Hörbeeinträchtigungen oder sogar mit Mehrfachbehinderungen benötigt wird.
Seit einem Jahr beobachten wir zunehmend solche Familien in Deutschland, aber auch in Österreich, Polen und der Schweiz. Sie kommen aus Moldawien, Afghanistan, Georgien, Kasachstan, Russland und insbesondere aus der Ukraine. Die häufigsten Probleme für Familien mit hörgeschädigten Kindern oder für Menschen mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten sind defekte Geräteteile, notwendige Upgrades, Termine bei Hörgeräteakustikern, in HNO-Abteilungen von Kliniken oder bei Therapeuten.
Es gibt viele Freiwillige, die helfen möchten, doch es fehlt ihnen oft an Fachwissen. Wir, die Lehnhardt-Stiftung, betreiben ein kleines Online-Beratungszentrum, das einen bedeutenden Unterschied machen kann. Nach einer Anfrage organisieren wir einen schnellen Kontakt zu HNO-Ärzten (glücklicherweise haben wir mit Doz. Dr. Astrid Magele und Prof. Dr. Tino Just zwei im Vorstand), zu Kinderakustikern, Experten für Frühförderung, CIC-Zentren (glücklicherweise ist Yvonne Seebens vom CIC Friedberg in unserem Vorstand), Kindergärten und Schulen.
Manchmal helfen wir auch telefonisch oder online bei Übersetzungen oder beim Ausfüllen von Formularen.
Wenn Kinder ältere Sprachprozessor-Modelle tragen, die in Deutschland nicht mehr unterstützt werden, und sie wochenlang auf Ersatzteile warten müssen, helfen wir mit Produkten aus unserem Spendenpool. Mithilfe professionell ausgebildeter Akustiker stellen wir sicher, dass die Teile voll funktionsfähig sind. Alle arbeiten ehrenamtlich.
Auch Reha oder Nachsorge müssen organisiert werden. So konnten wir beispielsweise einer jungen Frau helfen, die seit einem Jahr ein CI trägt. Sie konnte die telefonische Übersetzung nicht verstehen. Liubov Wolowik (ebenfalls im Vorstand) übersetzte schriftlich über WhatsApp, und nach allen notwendigen Untersuchungen konnte sie mit der Rehabilitation beginnen.
Ein weiteres Projekt ist in Planung: ein Gebärdensprachkurs (Deutsch) für Erwachsene, die bisher nur die russische Gebärdensprache kennen.
Wir möchten allen Organisationen, Therapeuten, Akustikern, Mitarbeitenden in CI-Zentren und Ärzten danken, die sehr flexibel sind und sich mit großem Engagement für die betroffenen Familien einsetzen.
Wir alle verfolgen ein gemeinsames Ziel: Hörgeschädigte Kinder und Erwachsene mit Hörhilfen sollen die Möglichkeit haben, sozial vollständig integriert zu leben – und das ohne unnötige Wege, Zeitverluste oder Frustration!