QUESWHIC & HICEN

Die Lehnhardt Akademie hat mit Partnern wie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Prag, Warschau und Pamplona und mit finanzieller Unterstützung durch die EU (im Rahmen des Comenius Programms), das QUESWHIC Lehrprogramm durchgeführt. Die Traininsmodule sind im Internet zugänglich und auch als Buch publiziert (2005).

Ein Folgeprojekt unter dem Titel HICEN (HICENHearing Impaired Children and their Educational Needs) – Erstellung von Trainingsmaterial für Therapeuten, die mit hochgradig schwerhörigen und tauben Kindern im Vorschulalter arbeiten, ist derzeit mit Partnern aus UK, Belgien, Spanien und Deutschland in Vorbereitung.
Die Lektionen wurden von nahmhaften Autoren unter der Koordination und Mitwirkung von Prof. Gottfried Diller, em. Dekan der Pädagogischen Fakultät, Universität Heidelberg und Leiter des Cochlear Implant Centrum Rhein-Main (CIC Friedberg ) erstellt. Die Lektionen wurden in Deutsch, Englisch und Spanisch erstellt. Die Russische Version erschien 2012.

«Bausteine» für Vladimirs eigenständige Rede

Ich betrete die Gruppe und sehe: an der Tür steht ein fremdes Kind und hält seine Eltern an den Händen. Es hat ein Hörimplantat, und ich verstehe, dass dies mein neuer Schützling ist. Interessiert und schüchtern lächelnd sieht Vladimir mich an und geht in die Gruppe, wo hörende Kinder spielen. So begann der erste Tag im allgemeinen Kindergarten für einen Jungen, der sich von Geburt an von seinen Altersgenossen unterscheidet.

Seit über 40 Jahren bietet unsere Bildungseinrichtung Kindern mit Hörstörungen Förderung an. Die Sonderpädagogen der Vorschul- und Schulabteilungen arbeiten nach der Methode von Dr. paed. E.I. Leongard. Täglich verbringt Vladimir 2-3 Stunden unter hörenden Gleichaltrigen. Jeden Tag hat dieses Kind die Möglichkeit, Förderung zu erhalten. Nach einiger Zeit, als ich Vladimir beobachtete, bemerkte ich, dass ich aufhörte, auf all seine Entwicklungsbeschränkungen zu achten, wenn er unter den Kindern war. Er malt, spielt, rennt im Sportunterricht, bewegt sich zur Musik – nur in der Stille zieht das pfeifende Geräusch des Beatmungsschlauchs Aufmerksamkeit auf sich. Wenn er mit den anderen Kindern zusammen ist, vergisst man sogar, dass Wowa nicht so hören kann wie gesunde Gleichaltrige.

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Intensives Rehabilitations­training und Beratung in Bischkek

Publikation in EURO-CIU Dezember 2021
Intensive rehabilitation training and counselling in Bishkek

Es war nicht meine erste Reise nach Bischkek, aber es war mir sehr wichtig, all die Fachkräfte, Lehrer, Eltern und Kinder persönlich zu treffen, mit denen ich in den letzten Monaten regelmäßig online in Kontakt stand. Es waren drei Tage intensiver Arbeit – aber auch sehr erfüllend.

Zum ersten Mal hielt ich ein Seminar für Fachkräfte von Schulen für gehörlose und schwerhörige Kinder – eine Zielgruppe, die bislang kaum Kenntnisse über Cochlea-Implantate hatte.

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Zwei Ärztinnen aus Kyrgyzstan schafften es zur Hospitation nach Deutschland und Österreich

Publikation in EURO-CIU December 2021
Publikation im Magazin Schnecke 114

Die Beschaffung der erforderlichen Visa stellte eine Hürde dar, mit der wir nicht gerechnet hatten. Eine Einladung seitens des KMG Güstrow zu Fortbildungszwecken reichte durch die geänderten Vorschriften infolge von COVID 19 nicht aus.

Auch der Hinweis, dass diese Hospitation im Rahmen eines von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geförderten Projektes – „Klinikpartnerschaften“ – in dem das KMG Klinikum, das National Center of Maternity and Childhood Care, Bishkek und die Lehnhardt Stiftung involviert sind, half nichts. In einem persönlichen Telefonat mit einem hilfsbereiten Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Bishkek konnte ich klären, dass der Zweck dieser Reise einen geschäftlichen Hintergrund haben musste. Mit dankenswerter Unterstützung des Geschäftsführers der Firma Med-El Deutschland gelang es, buchstäblich am letzten Tag vor der geplanten Abreise die Visa zu erhalten.

Für die beiden jungen HNO Ärztinnen – Akylai Kargabaeva und Shirin Zhumabaeva – bedeutete dieser Umstand doch schon ein erhebliches Ausmaß an Stress.
Turkish Airlines brachte sie am 18. September über Istanbul nach Berlin, wo sie von Dr. Iryna Driamina, einer ukrainischen HNO Fachärztin aus dem Team von Prof. Dr. Tino Just, abgeholt wurden. Das war für die beiden schon sehr beruhigend, kannten sie Dr. Driamina doch schon von unserem Aufenthalt in Bishkek im Dezember 2020. Damals waren Prof. Dr. Tino Just, Dr. Iryna Driamina und ich nach Bishkek gereist (darüber hat die Schnecke berichtet) um 10 kirgisische Kinder mit einem CI zu versorgen.
Müde, aber zugleich gespannt und glücklich trafen Akylai und Shirin am selben Abend in Güstrow – der Barlachstadt in Mecklenburg-Vorpommern – ein.

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Violetta – die einzige Trägerin eines Cochlear Implantats der Firma Advanced Bionics in Belarus – war in Not. Mit vereinten Kräften konnten wir helfen.

Ein Jahr, das kann kurz aber auch sehr lang sein. Für Violetta Kovreckaja aus Vitebsk – der kulturellen Hauptstadt im Norden von Belarus, nahe der Grenze zu Lettland, in der Marc Chagall geboren wurde – waren es 12 lange Monate des Wartens. So lange hat es denn doch gedauert, bis wir ihr zu einem Ersatz-Sprachprozessor und zur Online Anpassung verhelfen konnten.

Violetta erlebte ihre Cochlear Implantation im Jahre 2012 an der Universitätsklinik in Ferrara. Für die Eltern bedeutete dies eine große finanzielle Anstrengung, einige Stiftungen haben erfreulicherweise einen Teil der Kosten mit getragen. Über einige Jahre hinweg reiste Violetta mit ihren Eltern für die Anpassungen des Sprachprozessors immer wieder nach Italien, das letzte Mal allerdings vor 5 Jahren.

8 Jahre schon trägt die heute 13 jährige Schülerin ihren Harmony, der ihr sehr gute Dienste erwiesen hat, jetzt aber nicht mehr funktionstüchtig ist.

In Belarus gibt es wohl ein etabliertes CI Programm, das vom Staat finanziert wird, aber im Rahmen der jährlich ausgeschriebenen Tender wurden Cochlear Implantate von zwei Herstellern, bisher aber nicht von der Firma Advanced Bionics gekauft. Daher gibt es auch keine Möglichkeit, einen Upgrade Sprachprozessor von Advanced Bionics im staatlich geförderten Programm zu erhalten.

Wir – die Lehnhardt Stiftung – tatkräftig unterstützt von Jan Röhrig (Deaf Ohr Alive- Hessen Rhein Main), fanden einen Spender, der seinen nicht mehr gebrauchten Naida Q 90 für Violetta abzugeben bereit war. Wir sandten ihn nach Vitebsk.

Nun musste „nur noch“ die Anpassung organisiert werden. Natalya Kalintscheva, eine Repräsentantin der Firma Advanced Bionics in Moskau, half bei der Organisation der Online Anpassung. Sie schickte auch die notwendige Ausrüstung von Moskau aus an einen Geschäftspartner, Timur Nurseitov (Fonamed) in Minsk. Technische Fragen zum Remote Fitting und zur Erstellung der Programme im Sprachprozessor löste Ruslan Kertiev, ebenfalls von Moskau aus. Schon vorher bot er eine vorbereitende Schulung für das Personal vor Ort an, sodass die Anpassung dann problemlos erfolgen konnte.

Ing. Evgenija V. Burak und die Surdopädagogin Liubov A. Proschina vom HNO – wissenschaftlich-praktischen Zentrum der Republik Belarus (RNPZ)  in Minsk (http://www.lor.by)  betreuten Violetta und ihre Eltern fachmännisch und mit viel Empathie.

Mit vereinten Kräften haben wir es geschafft: eine glückliche Violetta kann weiterhin in ihre Schule gehen und dank guten Hörens gute Leistungen erbringen.

 

                                                 August 2021
Dr. Monika Lehnhardt-Goriany
www.lehnhardt-stiftung.org

Foto: Andrej A. Razhko und Julia V. Razhko (Eltern), Evgenija V. Burak und Violetta

„Violetta betreibt ihr Hobby Malen mit großer Begeisterung“

Viele sprechen von Nachhaltigkeit – wir praktizieren sie

das Magazin Schnecke: Nachsorge

1994 wurde die Lehnhardt Stiftung ins Leben gerufen, um hörbehinderten Kindern eine frühe wie nachhaltige Versorgung ihrer Hörbeeinträchtigung zu ermöglichen. Mittlerweile ist die Stiftung international aktiv. Ein Bericht von Dr. Monika Lehnhardt-Goriany. 

Der Zweck der Lehnhardt Stiftung ist in der Satzung klar formuliert:
„Stiftungszweck ist die Förderung der Früherkennung, Früherfassung und Nachsorge einer möglichen Hörstörung bei Kindern. Die Aufklärungsarbeit wird an Ärzte, Therapeuten, Politiker, Medien und vor allem an die Eltern gerichtet. Die Stiftung unterstützt die pädagogische, psychologische und technische Langzeitbetreuung tauber oder hochgradig schwerhöriger Kinder, die mit Hörgeräten und / oder Cochlear Implantaten versorgt sind. Dazu gehört auch die Unterweisung und Schulung der an der pädagogischen, psychologischen und technischen Betreuung beteiligter Personen, einschließlich der Eltern.„

Diesen Zweck erfüllen wir seit der Gründung der Stiftung im Jahre 1994, in den ersten Jahren vorwiegend in Deutschland, seit geraumer Zeit international mit dem Schwerpunkt auf die Länder der ehemaligen Sowjetunion.

„Das Cochlear Implantat ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ – mit dieser Aussage irrt die Dame, die das so formulierte und damit begründete, dass ihre Organisation Cochlear Implantate nicht mehr finanzieren oder finanziell unterstützen würde. Das Cochlear Implantat ist für ein taubes Kind die einzige Möglichkeit, den Weg in die Welt des Hörens einschlagen zu können, gesprochene Sprache verstehen und artikulieren zu lernen. Es erfordert allerdings auch den größten finanziellen Aufwand auf dem langen Reise in die Welt der Hörenden. Während namhafte HNO Chirurgen dem Ausspruch von Prof. Ernst Lehnhardt vor mehr als 30 Jahren zustimmen, wonach eine erfolgreiche Operation nur 10% Anteil am Erfolg der Versorgung mit CI ausmacht, ist der Prozentsatz an Kosten in den Ländern, in denen wir aktiv sind, beinahe umgekehrt proportional. Die Preise der vier CI-Hersteller schwanken zwischen EURO 8.000 und > 20.000 – je nach Land, Abnahmemenge und Konfiguration. Die Kosten für die post-operativ erforderliche medizinische, audiologische und therapeutische Nachsorge sind vergleichsweise gering. Eine Stunde bei einer Sprachtherapeutin in Kyrgyzstan kostet z.B. nur 6 Euro.

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