Laudatio zum 90. Geburtstag von Emilia Ivanovna Leongard

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Liebe Emilija Ivanovna,
die Einladung zu Ihrem 90.Geburtstag eine kleine Laudatio zu halten, habe ich sehr gerne angenommen.
Sie sind eine außergewöhnliche Frau, sie haben Ihre Ziele ausdauernd verfolgt, Ihre klaren Vorstellungen verwirklicht und sie teilen bereitwillig alle Ihre Erfahrungen mit Ihren Schülern und Berufskollegen.
Sie glaubten fest daran, dass Kinder mit hochgradiger Hörstörung in die Sprache kommen können zu einer Zeit, da es noch keine anspruchsvollen / hochentwickelten / digitalen Hörgeräte und keine Cochlear Implantate gab. Es bedurfte dieser festen Überzeugung, denn die meisten Fachleute zweifelten dies ganz stark an. Sie haben die nötige Ausdauer und Geduld mitgebracht und Sie haben Erfolge vorweisen können.
Vielleicht waren Sie in Russland die einzige zu dieser Zeit, aber es gab ähnliche Persönlichkeiten in anderen Ländern.
Vor wenigen Wochen hatten wir Gelegenheit, Sie gemeinsam mit Susann Schmid-Giovannini Online in unserem Webinar PORA zu erleben. Susann, die vor 94 Jahren in Österreich geboren und seit vielen Jahren in der Schweiz lebt und wirkt, traf auf ähnliche Kritik an ihrer Arbeit mit tauben Kindern.
Auch sie ließ sich nicht beirren.Als Sie beide so Ihre Erfahrungen austauschten, schien es fast, als ob wir ohne Dolmetscherin auskommen. Sie wußten schon, was gesagt werden würde und Ihre Gesten und Ihre Mimik sprachen Bände.
Sie waren sich auch einig, dass die Methode der Förderung von hörgeschädigten Kindern sich über die Jahrzehnte nicht verändert hat. Mit den modernen Hörgeräten und vor allem mit den Cochlear Implantaten ist es nur leichter geworden und die Erfolge stellen sich schneller ein, insbesondere da die Kinder heute schon in einem sehr frühen Alter versorgt werden.
Sie beide teilen auch die hohe Wertschätzung der Eltern, denen Sie die Hauptrolle bei der Entwicklung des Kindes zuschreiben.
Da stimmte ihnen denn auch Dr. Bodo Bertram zu, der seit den frühen 90iger Jahren in Hannover, gemeinsam mit meinem verstorbenen Mann Ernst Lehnhardt, die Botschaft in die Öffentlichkeit trug, dass auch taube Kinder vollwertige Mitglieder der hörenden Gesellschaft werden können.

In der Zwischenzeit gibt es wichtige und kompetente Meinungsbildner, die die gleiche Überzeugung haben, in zahlreichen Ländern Europas, Amerikas und in Australien.
Viele von Ihnen treten seit der Einführung der PORA Webinare im Jahr 2009 als Sprecher bei uns auf und bestreiten dann noch jeweils eine Forumsdiskussion. Sie kommen aus aller Herren Länder, aus verschiedenen Kontinenten und sie referieren zu den unterschiedlichsten Themen – sei es Chirurgie, Audiologie, Rehabilitation, Arbeit mit Eltern und Darstellung eigener Erfahrungsberichte. Besonders beliebt sind Rundtischgespräche, an denen lebhaft diskutiert wird.
Diese Webinare bieten sowohl für Fachleute als auch für Eltern und für CI Träger eine hervorragende und dazu kostenlose Möglichkeit, Persönlichkeiten zu treffen – ONLINE -, die sie ansonsten wohl kaum hören könnten. Da wir von allen Recordings machen, können auch die Interessierten, die es zu einem bestimmten Termin (es ist immer sonntags um 17.00 Moskau Zeit) nicht schafften, sich die Aufzeichnung in Ruhe anzuhören, Fragen offline zu stellen, die dann in einem späteren Webinar
beantwortet werden.
Sie haben sich in vorbildlicher Weise an diesen Seminaren beteiligt und als Sie Ihren Vortrag hielten, haben wir eine Rekordzahl an Teilnehmern erreicht.
Wofür wir Ihnen auch außerordentlich dankbar sind, ist Ihr Mentoring für unsere noch eher unerfahrenen Therapeuten in anderen russischsprachigen Ländern, vor allem in den letzten Jahren in Kyrgyzstan.
In Ihren 68 Jahren Berufstätigkeit haben Sie eine Reihe von Auszeichnungen erhalten, von den ich hier nur einige erwähnen möchte:
1989 "Excellence in Public Education“, vom Präsidium des Obersten Rates der UdSSR
2004 K.D.Ushinsky Medaille, überreicht vom Bildungsminister der RSFSR – eine Auszeichnung für “besonders herausragende Lehrer und Persönlichkeiten auf dem Gebiet der pädagogischen Wissenschaften, Defektologie, Verbesserung der Lehrmethoden, für die Erstellung ausgezeichneter Lehrbücher”.
Ihre anerkannte Methode, die Sie auch in Ihrem Buch “Развитие речи детей с нарушенным слухом в семье” Speech development of children with hearing impairment in the family (1991) beschreiben, beruht auf der Lerntheorie von Lew Wygotski (1896-1934) wonach Kinder nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum, sondern durch Interaktion und Beobachten Anderer lernen.

Als kleines Geschenk zu Ihrem Geburtstag haben wir es ins Englische übersetzen lassen und freuen uns, Ihnen sagen zu können, dass es im Juni dieses Jahres (die ersten vier Draft-Exemplaren sind fertig) gedruckt vorliegen wird.

Liebe Emilija Ivanovna, ich wünsche Ihnen heute zu Ihrem Geburtstag (den Sie schon am 18.April gefeiert haben), das Aller-Aller-Beste. Bleiben Sie gesund, sodass Sie noch viele Jahre Ihrer wertvollen Tätigkeit nachgehen können, Gott beschütze Sie!

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